Kritik an der jungen Generation geht zu weit!

Von Thomas Bloch
M. Konopczynski, E. Ivanova-Bloch, M. Steinke

Erst sollten die Handys auf Schulhöfen verboten werden, nun sind die neuen Medien generell eine einzige Gefahr und früher war ja alles besser. Die Äußerungen auf dem 21. Forum der Herner Sparkasse skizzieren ein vereinfachtes Bild der Lebenswelt der jungen Generation!So sieht es zumindest die Jugendorganisation der Freien Demokraten vor Ort:“ Wenn man in Herne das Ziel verfolg, die unbeliebteste Stadt für junge Menschen zu werden, dann hat man in den letzten Wochen eine super Bewerbung abgegeben. Sicher birken die neuen Medien auch ein gewisses Risiko, aber mindestens genauso viele Vorteile.Die Aussagen von Oberbürgermeister Horst Schiereck und Professor Manfred Spitzer sind genauso eindimensional wie rückwärtsgewandt! Wenn sich eine Studie nur noch mit den negativen Folgen eines Mediums beschäftigt, ist auch kein Wunder, dass dabei nur Negatives rauskommt“, so JuLi-Chef Manuel Konopczynski.

Was die Jungen Liberalen am meisten stört ist die Reduzierung gesellschaftlicher Probleme auf die neuen Medien und das indirekte Bevormunden und Kritisieren junger Menschen: „Herr Spitzer behauptet, man wird von zu viel Fernsehen gucken dumm. Des Weiteren sagt er, durch Fernsehen und Playstation spielen wird man dick. Sicherlich hat er zum Teil damit auch Recht. Aber vielleicht sollten wir uns die Frage stellen, wieso dann der Spielraum für Kinder und Jugendliche immer weiter einschränkt wird und das Geld für Spielplätze und Sportvereine in andere sinnlose Projekte gesteckt wird. Und zu guter Letzt wird dann das alte Lied gesungen, dass Fernsehen und Videospiele aggressiv machen. (Achtung Ironie) Natürlich sind das die Gründe dafür und keine soziale Unzufriedenheit! Am amüsantesten jedoch finde ich die Aussage, dass durch Facebook und Co. soziale Beziehungen kaputt gehen. Ich für meinen Teil habe eher die Erfahrung gemacht, dass es viele Beziehungen eher aufrechterhält. Man kann in dieser Debatte genau so viele Vorteile wie Nachteile von neuen und alten Medien nennen. Es sind aber meistens nicht die Medien, sondern die Menschen dahinter das eigentliche Problem. Medienabstinenz ist sicherlich nicht die Lösung einer selbst diagnostizierte Digitalen Demenz“, fügt Konopczynski weiter an und ergänzt:
„Für unseren OB möchte ich gerne anführen, dass Kinder und Jugendliche auch noch gerne Fahrrad fahren, Gesellschafts-spiele spielen und Draußen spielen. Es soll sogar noch junge Menschen geben, die sich im realen Leben treffen und ohne Handy miteinander kommunizieren können. Nur fehlt es in Herne zunehmend an öffentlichen Räumen für den Zweck. Es ist doch ein Irrsinn, wenn man die Jugendlichen dafür kritisiert, dass sie die neue Vielzahl an Möglichkeiten nutzen. Hier werden wieder einmal schlaue Sprüche gekloppt, ohne sich wirklich mit der Thematik gründlich und vor allem aus Sicht der jungen Menschen auseinanderzusetzen. Vielleicht lernt man eine Fremdsprache auch besser, indem man Spiele auf Englisch spielt oder sich Serien in dieser Sprache anschaut, anstatt 20 Gedichts Analysen im Unterricht zu verfassen! Fakt ist, dass sich momentan vieles und vor allem aber auch die Arbeitswelten auf die digitale Welt verlagert. Aufgabe der Politik ist dann nicht zu meckern und auf Probleme mit der Finger zu zeigen, sondern darauf angemessen und -sehr wichtig- dem Zeitgeist entsprechend zu reagieren.“

Dass viele Eltern besorgt sind, können die jungen Freien Demokraten allerdings gut verstehen, denn es wird einfach zu wenig über die Vor- und Nachteile informiert und die Jugendlichen werden zu wenig in Sachen Medienkompetenz gefördert: „Viele Eltern wissen nicht, was ihre Kinder in der digitalen Welt treiben und welche Vorteile sich dadurch ergeben. Über die Gefahren sind Sie aber bestens informiert! Gleichzeitig werden die Jugendlichen einfach auch zu wenig im richtigen Umgang mit dem Internet, Handy, etc. gefördert. Die meisten wissen nicht, welche Risiken sie eingehen, wenn sie leichtsinnig ihre Daten preisgeben. Es gibt übrigens Studien, die belegen, dass Erwachsene auch nicht unbedingt besser aufgeklärt sind. Unsere Ministerpräsidentin hat vor kurzem eine Regierungserklärung mit dem Titel: Menschen verbinden – Megabits. Megaherz. Megastark. Die Notwendigkeit und Dringlichkeit der Förderung von Medienkompetenz ist im § 2 des Landesmediengesetzes in NRW aufgeführt und in § 39 explizit begründet. Leider ist dies bei der SPD und CDU vor Ort trotz Breitbandausbau noch nicht angekommen“, so der Kreisvorsitzende weiter.

„Ich kann mir vorstellen, dass die Zeit vor dem Internet ihren Reiz hatte und bestimmt entspannter war. Nur manchmal sollte man die gute alte Zeit eben die gute alte Zeit sein lassen. Man sagt nicht ohne Grund: Das Früher war das Morgen von Gestern. Und schließlich machen die sog. neuen Medien alt bekannte Probleme wie bspw. Mobbing in der Schule nur noch sichtbarer als zuvor.“, gibt Konopczynski abschließend zu bedenken.